Schleswig-Holstein/Kreis Segeberg / Klein Kummerfeld / 31.05.2020. Es ist nicht nur Jägern oder Jägerinnen, sondern auch den Landwirten ein Gräuel, wenn bei der Grasmahd im Mai wenige Tage alte Rehkitze ihr Leben in den Schneidwerken der Mähwerke verlieren oder schwer verletzt werden. Allerdings trifft die Grasmahd nicht nur Rehkitze. Auch Bodenbrüter wie Fasan, Rebhuhn oder Junghasen zählen neben vielen Kleintieren zu den Verlierern. Nicht jeder Verlust ist vermeidbar. Häufig genug erhöhen wetterbedingt kurze Erntefenster der Druck für die Bauern. Der Aufwand, Jungtiere vor der Mahd aufzuspüren, ist hoch. Früher geschah das häufig durch das Absuchen von Wiesen mit Jagdhunden. Ein schwieriges Unterfangen, wie Jäger und Landwirte wissen. Auch die Nutzung zweckentfremdeter Rauchmelder zum Verscheuchen der Jungtiere hat besonders durch den unselektiven nächtlichen Dauerlärm Nachteile und kann bestenfalls als Notbehelf gesehen werden. Bewährt hat sich dagegen in den letzten Jahren der erfolgreiche Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras. Dadurch können sich wie in vielen anderen Wildtierrettungsgruppen im Land auch Olaf Weddern aus Latendorf und Hinnerk Bellmann aus Großharrie mit ihren Helfern aus dem Verein Wildtierrettung Segeberger Heide e.V. (www.wildtier-rettung.de) besonders im Mai zur Setzzeit der Rehe kaum vor Anrufen retten.
„Wir müssen leider fast täglich vier bis fünf Landwirten absagen“, bedauerte Olaf Weddern Donnerstag bei einem vor Ort Termin bei Klein Kummerfeld.
54°00’57,8‘‘N, 10°04’06.3‘‘E, lautet die GPS-Koordinate die Olaf Weddern und Hinnerk Bellmann die nächsten vier Rehkitze bescheren soll. Zwei Kitze haben die beiden Jäger an diesem Morgen um 4.00 Uhr früh bereits auf einer anderen Mähfläche gefunden. Zwei Anfang Mai gesetzte Kitze setzen sich wenig später gegen fünf Uhr im Nebellicht der aufgehenden Sonne von der Suchfläche in Braak ab. Groß ist die Freude, als ein weiteres wenige Tage altes Kitz von der Wärmebildkamera erfasst wird und eingefangen werden kann. „Das klappt ja heute fast auf Ansage“, freut sich Fänger Hinnerk Bellmann, während Olaf Weddern die Drohne steuert und seinen „Sucher“ einweist. Das Geschwisterkitz findet sich knapp 50 Meter weiter. Im Hintergrund am Grundstücksrand eines Bauernhofes am Siedlungsrand drückt sich eine Ricke im hohen Gras davon. Wahrscheinlich ist es das Muttertier, das dass Treiben aus sicherer Entfernung beobachtet. Sorgen, das die in verschlossenen Wäschekörben festgesetzten Kitze nicht wieder angenommen werden sind unbegründet. Das ist heute bekannt. Trotzdem trägt Bellmann Handschuhe und auch etwas Gras kommt als vertraute Unterlage in den Korb. Nach den Mäharbeiten werden die Kitze von den Landwirten am Wiesenrand wieder freigelassen. Nur Heraustragen hilft nicht. Die Tiere würden wieder in die Mähfläche laufen, wissen die Kitzretter.
Besonders effektiv ist der Einsatz einer neu entwickelten Drohne, erklären Bellmann und Weddern. Die fliegt die Flächen selbstständig ab, liefert hochauflösende Bilder zur Auswertung auf einen Laptop und liefert GPS-Daten zu Suchobjekten auf ein GPS-Handgerät. Der Prototyp war allerdings Donnerstag an anderer Stelle im Einsatz. So mussten die „Segeberger Wildretter“ bei Klein-Kummerfeld mit der bislang bewährten Technik arbeiten. Immerhin konnten die Wildretter allein im Mai bereits über 70 Kitze retten.
Informationen zum Segeberger verein gibt es unter: www.wildtier-rettung.de, weitere Informationen zu der neu entwickelten Suchdrohne gibt es unter: fliegender-wildretter.de. Eine Übersicht über die verschiedenen Suchteams im Land gibt es unter: www.norddeutsche-wildtierrettung.de. „Wir können sicher nur einen Bruchteil der Tiere retten. Trotzdem zählt für uns jedes gerettete Tierleben“, meinte Weddern und Bellmann. Ihr größter Wunsch wären noch mehr Flugteams. Interessenten sind gern gesehen, meinten die Wildretter.