Der Wolf geht um. Immer häufiger kam es im Umkreis von Neumünster in den letzten Wochen und Tagen zu Begegnungen und Sichtungen von Wölfen. In den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, etwa in Glashütte, ist der Wolf kein Unbekannter. So gibt es von dort sogar ein Video, in dem ein Stück Rotwild einen Wolf auf einem Waldweg verjagt.
Schaf am hellen Tag gerissen
Am 15. Dezember riss vermutlich ein Wolf am hellen Tag zwischen 13.00 und 14.00 Uhr eine Moorschnucke auf Hof Viehbrook in Rendswühren. Zwei weitere Schafe wurden verletzt. Ein Pony flüchtete mit einem Sprung über den Zaun vom Paddock zurück auf den Hof. Ob es wirklich ein Wolf war, kann noch nicht endgültig bestätigt werden, sagte Cristian Rahe, der mit seiner Frau Kirsten Voß-Rahe den Hof bewirtschaftet. Bereits im vergangenen Jahr hatte es einen Übergriff in seinem Wildgatter in Rendswühren gegeben. Allerdings konnte genetisch kein Wolf nachgewiesen werden. Aktuell findet die Untersuchung der jetzt entnommenen Proben statt. Das Ergebnis soll in einigen Tagen vorliegen. „Vieles spricht für einen Wolf“, sagt Rahe. Das Rissbild passe zu einem Wolf und die Kindergartenleiterin des Viehbrooker Bauernhofkindergartens wollte am frühen Morgen einen Wolf im etwa einen Kilometer entfernten Wald gehört haben. Das bestätigte sich am Abend nach dem Angriff auf die Schafe noch einmal, sagte Rahe. Zuletzt staunte Erzieherin Imke Loop vom Bauernhofkindergarten nicht schlecht, als ihr am frühen Morgen gegen 8.30 ein Wolf in Bönebüttel über den Weg lief.
„Das vermutlich ein Wolf gerade einmal 100 Meter vom Bauernhofkindergarten entfernt, wo sich Menschen aufhalten, am hellen Tag ein Schaf reißt, das ist bedenklich dicht dran“, meldete Christian Rahe Bedenken an. „Wir brauchen verbindliche Rahmenbedingungen zum Umgang mit den Wölfen, besonders wenn diese jede Scheu verlieren“, meinte Rahe, der auch Jäger und Wildgatterbetreiber ist.
Ein Wald, in dem die Wölfe nachgewiesen sind, gehört zum Gut Altbokhorst. Dort hat die Jägerin Adele von Bülow bereits mehrfach umherstreifende Wölfe mit der Wildkamera festgehalten. „Ich gönne diesen faszinierenden Wildtieren ihr Reh oder das Stück Damwild. Ich spüre da keinen Jagdneid, auch wenn bei häufigeren Nachweisen vor der eigenen Haustür ein leises Gefühl von Unsicherheit bleibt“, meinte die Jägerin. Grund zur Panik bestehe sicher nicht, auch wenn es für die Halter von Haus- und Nutztieren jedes Mal traurig sei, wenn tatsächlich ein Wolf ein „Haustier“, reißt. Auch im Wald der Bülows gibt es eine Waldkindergartengruppe. Dort ist es allerdings noch nicht zu direkten Begegnungen gekommen. „Wichtig ist es jetzt Ruhe zu bewahren und verbindliche Rahmen, zur Not auch zur Entnahme einzelner Wölfe zu schaffen“, meinte Cristian Rahe. Spannend bleibe es jetzt in den nächsten Tagen, bis sich herausstellt, ob es auf Viehbrook ein Wolf oder gar ein Hybride oder ein wildernder Hund war, der die Schafe angegriffen habe. Auffällig sei die geringe Scheu zu Menschen in der Nähe, auch wenn diese keine Beute für den Wolf seien. Mehr: Wolfsriss bestätigt